„Ich singe, weil ich ein Lied hab‘…“
Die Liedermacherszene in drei Jahrzehnten deutscher Einheit
Mit Dota Kehr, Sarah Lesch, Klaus Hoffmann und Wenzel
Moderation: Carsten Beyer
Am 03.10.2020 von 14.05 Uhr bis 17.00 auf Deutschlandradio Kultur!
„Ich singe, weil ich ein Lied hab‘, nicht weil es euch gefällt“, singt Konstantin Wecker seit 1975 in seinen Konzerten und thematisiert damit zugleich das moralisch-ethische Selbstverständnis seiner Zunft: Liedermacher*innen stehen mit ihren Werken – seien sie nun „politisch“ oder nicht – für Authentizität, Glaubwürdigkeit und Ehrlichkeit. Sie stehen für ihre Haltung ebenso gerade, wie für ihre Zweifel und Fragen. Ob es uns nun „gefällt“ oder nicht.
Nach der deutschen Wiedervereinigung hat sich eine robuste und bunte Liedermacherszene in Deutschland entwickelt. Die Generation der Barden ist mit Reinhard Mey, Gerhard Schöne oder Konstantin Wecker auf den großen Bühnen immer noch präsent, und der Einfluss Wolf Biermanns, Hannes Waders oder Franz-Josef Degenhardts auf junge Liedermacher*innen offensichtlich. Und doch hat die nachrückende Generation dem „Liedermachertum“ in Deutschland sehr selbstbewusst neue Impulse verliehen.
Die Liedermacher*innen, Songpoeten, Singer/Songwriter – oder wie sich heute nun auch nennen mögen – singen nicht nur von Freiheit und Unabhängigkeit, sie leben sie auch kommerziell. Oft mit eigenem Label unterwegs, nutzen sie die Neuen Medien. Über das Internet, Social Media, Crowdfunding sowie Video- und Audiostreaming erschließen sie sich – wie auch einige der „alten Hasen“ – neue Distributionswege und Anhänger für ihre Kunst. Sie sind offen für moderne Stilistiken, musikalische Fusionen und multikulturelle Einflüsse. Sie vernetzen sich. Dabei wehren sie sich mit ihren Liedern vehement gegen das plakative Stigma, nur „klampfende Weltverbesserer“ zu sein. Sie singen, weil sie ein Lied haben!