Laudatio auf Michael Kleff
Ehren-RUTH 2018
Rudolstadt Festival
Laßt uns heute preisen einen Mann, der sich um all Jenes gekümmert hat, ehe es in den Verruf kam, in dem es heute dümpelt: Politik, Journalismus, Musikbetrieb. Michael Kleff ist Weltbürger im besten Sinne. Seine Wurzeln nähren ihn mit balkanischem Schwermut und sprichwörtlichem rheinländischen Frohsinn, doch auch preußische Strenge und angelsächsische Gelassenheit sind Früchte seiner Reisen durch die Welt. Ein Suchender, dem Gemeinwohl, Gerechtigkeit und Solidarität, die Tugenden der menschlichen Gattung, stets gewichtigere Gründe für seine Arbeit waren als kommerzielle Trophäen.
Er hat stets gefördert und ermutigt, wenn es nötig war, ganz nach dem Brechtschem Diktum: Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, wie wir durchsetzen. Seine Leistungen hier aufzuzählen, würde den Rahmen dieser dreiminütigen Laudatio sprengen. Legendäre Rundfunksendungen, CD-Produktionen, Liedsammlungen, Übersetzungen, Artikel, Interviews. Das Wort „unermüdlich“ beschreibt ihn. Seine Impulse entspringen dem Leben, der Hoffnung auf die Veränderbarkeit der Welt. Politik und Kunst sind in seiner Weltsicht Geschwister. Er hat begriffen, daß die leichte und sanfte Überzeugungskraft eines Liedes vielleicht mehr bewegen kann als Pop-Politik, Pop-Musik oder Pop-Journalismus.
Er vertraut den Sängern und Dichtern und half ihnen in Redaktionen, Gremien und vor dem Mikrophon, ihr Publikum zu finden.
Er gehört zu den Ersten, die sich nach dem Ende der DDR mit ihren Barden und Liedern, mit ihrer Kultur beschäftigte. Ein Suchender. Kritisch und offen. Immer wieder. Ob in den USA, in Rudolstadt, Bonn, Berlin oder auf der Burg Waldeck. Seine Freunde sind eine Armee der Aufrechten: Woody Guthrie, Pete Seeger, Harry Belafonte, Phil Ochs um nur einige zu nennen. Er ließ sich nie blenden von Moden oder dogmatischem Zeitgeist. Er vertraute seiner Urteilskraft und seiner Vernunft. Das ist kein leichtes Unterfangen. In diesen Zeiten, da Völkerhass, Kriegshysterie und das gebetsmühlenhafte Rattern der Herrschafts-Lügen unseren Mut hart auf die Probe stellen, ist dieser Preis vielleicht auch eine Ermutigung an uns, diese Tugenden nicht aufzugeben. In diesem Sinne bin ich hoch erfreut, daß Michael Kleff heute für sein lebenslanges Lebenswerk der Preis RUTH – genauer gesagt: EHREN RUTH übergeben wird. Ich wünsche ihm Kraft und ein pralles Leben.
Michael Kleff lebe hoch!
WENZEL, Juli 2018
Foto: Sanstories Photography