Sprich leise
Dieser Lärm im Jahr 2020.
Schmerzhafte Dauerbeschallung im erzwungenen Nichtstun. Ein Land im Wahn. Immerzu wird der eigene Bauchnabel zum Mittelpunkt der Erde erklärt. Die mediale Dauerpräsenz von Heils- und Unheilsverkündern. Die öffentliche Impfung einer Hundertjährigen wird wie die heilige Taufe verkauft. Jens Spahn als Johannes der Täufer. Ein Krach auf allen Sendern und Gazettenseiten, so dass von der Welt kaum noch etwas zu hören ist. Der inhaftierte Julian Assange verschwindet in diesem Lärm ebenso wie die Namenlosen, die den Regierungen all überall nicht passen. Die mit den alten Losungen von „Frieden und Freiheit“ auf den Straßen herumbrüllen und vergessen, dass es an diesen beiden Phänomenen auf der Welt an vielen Orten mangelt, während sie selbst kostenfrei davon partizipieren. Sie stellen einen ähnlichen Provinzialismus zur Schau wie die medialen Kriegsberichterstatter von der Corona-Front. Die Zahlen der Toten, jeden Morgen vom Robert-Koch-Institut geliefert, als würde aus dem Kessel der Ostfront berichtet, geben die Losung des Tages kund. Auch diese Toten und der Lärm, der mit ihnen gemacht wird, übertönt die Nachrichten von den Heimatlosen, von den in den Kriegen bedrängten und erniedrigten. Es mag dies alles aus Not, aus Vorsicht, aus Fürsorge geschehen. Aber müssen wir hinnehmen, dass wir dabei die Welt ausblenden? Die soziale Katastrophe genauso wie die ökologische.
Jetzt schreiben wir ein neues Jahr und unsere Hoffnungen sollten mutig aufsteigen, auf dass wir wieder das Hören lernen, damit wir nicht soviel schreien müssen. Unser zwölfter Song der Anti-Corona-Sendung heißt deshalb: SPRICH LEISE.