Vielleicht kommen wir nicht ganz unbeschädigt aus diesem idiotischen Jahr! In den sinnlosen Grenzziehungen, ideologischen Gefechten und provinziellen Rechthabereien scheint uns die Welt unter den Händen zu zerfallen. Euch allen, Freunden und Freundinnen, Unterstützern und Zuhörerinnen, selbst Euch, die ihr uns in den letzten Wochen aggressiv bedroht und beschimpft habt, die Krätze an den Hals gewünscht und uns abgeschworen habt, weil wir unseren Beruf ausgeübt haben, weil wir Musik gemacht haben unter den Bedingungen, die es nun nur noch gab, (was wir fast ein Jahr lang nicht durften!), Euch allen wünschen wir ein schönes neues Jahr. Kommt gut ins Neue, bleibt nicht im Alten, nur weil Ihr Euch da wichtig gefühlt habt. Prosit. Es möge nützen. Hoffen wir auf schöne Konzerte und Augenblicke.
Nun endet unsere lange Lied-Reise mit der Nummer 41. Es hat mir große Freude bereitet in einer Art Pflichtbewusstsein, Woche für Woche einen Song zu schreiben und zu bebildern, in der Art der Moritatensänger, weniger als Videoprojekt. Es war schön, das Echo der Lieder und Gedanken zu spüren und es war, wie erwartet, auch interessant die Pawlowschen Reflexe der Ideologen zu lesen. Brecht wusste, dass man das Publikum auch spalten muss, wenn Anschauungen die Wahrnehmungen verzerren. Also Freunde, Landsleute und was auch immer, mögen mir die Sanftmütigen manchen Fehler verzeihen und mögen mir die Besserwisser verzeihen, dass ich ihre Ratschläge oder Androhungen nicht berücksichtigt habe. Aber jetzt beginnen wieder ein paar Konzerte. Gestern in der ALTEN KACHELOFENFABRIK Neustrelitz ein Solo-Konzert. Am 2.7. das erste Band-Konzert nach einer Ewigkeit in Neustadt/Orla und am 3. Juli zwei Konzerte in Rudolstadt. Zum Abschluss unserer Sendung gibt es noch ein melancholisches Liebeslied. Wir werden bei Gelegenheit das eine oder andere neue Lied auch weiterhin auf diesen Kanälen veröffentlichen, aber nicht mehr in der Regelmäßigkeit der letzten Monate. Jetzt warten wir erst einmal auf das Erscheinen unserer neuen CD: DAS ALLERSCHÖNSTE NOCH NICHT GESEHN. In diesem Sommer… Und hier das neue unveröffentlichte Lied.
Weiter geht es mit unserer Lieder-Sendung in der botanischen Rubrik. Nachdem der Flieder schon besungen wurde, ist heute die Akazie dran. HEUT NACHT GEHN DIE AKAZIEN AUF… Ein wundervoller Text von Theodor Kramer in der Vertonung von Wenzel. An der Tuba hören wir Georg Schwark, an der Trompete Sören Linke und das Akkordeon spielt Tobias Morgenstern. Es ist unser 39. Song in dieser Sendereihe. Am 2. Juli wird es das erste Band-Konzert geben, nach 8 Monaten Sperrstunde, in Neustadt /Orla. Zwei Lieder wird es also noch geben in diesem Rhythmus der Wochen. Dann könnt Ihr endlich zu unseren Konzerten kommen….
Manches Mal ergibt sich großes Erstaunen, wenn man Einträge in den Anhängen der Lieder oder Informationen liest. Und man muss sich sehr zähmen, nicht zu antworten, wenn z.B. jemand schreibt, dass er nicht zum Konzert kommen wird. Da denke ich, na das wird ein Krach werden in den sozialen Medien, wenn jetzt auch über die Aktivitäten berichtet wird, zu denen man nicht hingehen will… Oder letztens las ich in einer Anmerkung, dass Brecht tot sei. Propheten gibt es in diesen Zeiten wahrlich genug und ich bin mir nicht sicher, ob solche Meinungen eher einer Gefühlslage denn der Kenntnis entspringen. So lege ich heute zwei Lieder in den Warenkorb des Corona-Lieder-Shops, die mir sehr am Herzen liegen und die eine geheime Gemeinsamkeit besitzen, die mich beglückt und zu diesen beiden Kompositionen getrieben hat, die ebenfalls eine gewisse Gemeinsamkeit haben. Da unser Trio-Konzert am 27. Mai in Dresden im Café Saite mehr eine Privatinitiative des Betreibers Bernd darstellt, also nicht als Beginn der normalen Konzerte gesehen werden kann, gibt es noch diese beiden Lieder. Denn eigentlich endet diese Liedansammlung genau mit dem Tag, wann wir wieder in den normalen Konzertbetrieb eintreten. Also heute noch mal die Nummer Siebenunddreißig: Rilke: Lösch mir die Augen aus…/Brecht: Sonett Nr. 19.
Zu Pfingsten duftet auch der Flieder in unserer
Anti-Corona-Lieder-Sammlung mit den besten Wünschen
für alle getreuen Zuschauer und Zuhörerinnen
erklingt unsere Nummer 36.
Immer wieder
Blüht der Flieder
Und verspricht
Im sanften Licht
Uns den Überdruss zu lindern.
Duftet weich,
In seinem Reich
Macht er uns zu großen Kindern…
Heute gibt es die freie Variation eines alten Volksliedes. Ein wenig am Text geändert und neu eingespielt, bleibt dieses Lied dennoch seiner Sehnsucht und Vorfreude treu. Wie schön blüht uns der Maien. Immerhin ließen sich die Jahreszeiten nicht in den Lockdown zwingen.
Lohnt sich denn das alles? Lohnt die Mühe? Lohnt die Hoffnung? – Eine Vertonung des Gedichts von Peter Hacks FRAGE NICHT, OB LIEBE LOHNET wiedergefunden, neu eingespielt und als Nummer 34 in die Runde der Freunde geworfen. In unserer Partnermetropole Herrnbaumgarten (bekannt für Umschaid-Weine!) im österreichischen Spezialmuseum wurde der VVG gegründet: Verein zur Verlängerung der Geduldsfäden.
Zum Ersten Mai 2021 gibt es eine Rarität. Ein Song aus der Werkstatt von Wenzel & Mensching. Der LINKSOPTIMIST wurde 1991 geschrieben und 1992 auf der von Jürgen Ecke produzierten und arrangierten CD: DER ABSCHIED DER MATROSEN VOM KOMMUNISMUS veröffentlicht. Einer Erinnerung an Brechts Gedanken: Ändere die Welt, sie braucht es! Unser gegenwärtiger Provinzialismus entspricht eher dem Spruch, der vom Fenster einer Agentur im Prenzlauer Berg Berlin prangt: „Um glücklich zu werden, müssen wir entweder die Welt ändern oder unser Denken… Es ist einfacher, unser Denken zu ändern…“ Was für ein Unsinn! Da ist der Gedanke von Heiner Müller wohl eher zutreffend, Optimismus ist nur ein Mangel an Informationen! oder Brecht: „der Lachende hat die furchtbare Nachricht nur noch nicht empfangen…EINMAL LASST UNS NOCH IM GANZEN/ MÄCHTIG HIER AUF ERDEN TANZEN
Die Bremse bremst und ich muß weiter schreiben.
Die nächste Woche und der nächste Song.
Man kann sich sicher besser seine Zeit vertreiben.
Doch so gehts auch. Kling klang kling klong.
ILLEGAL IN MECKLENBURG-VORPOMMERN
heißt unser 32. Corona-Song. Viel Spaß! vor allem für die, die keinen Spaß verstehen.